Matratzenbranche gegen Stiftung Warentest: Was das für den E-Commerce bedeutet

Die Matratzenbranche wütet gegen die Stiftung Warentest und das sehr öffentlichkeitswirksam. Der Streit hat schon Medien wie den „Stern“ oder „Spiegel“ erreicht. Dass ein Branchenverband der ehrwürdigen Stiftung Warentest vorwirft, Verbraucher in die Irre zu führen, ist in Deutschland schon fast ein Skandal. Aber dieser Skandal könnte weitreichende Folgen für den E-Commerce haben.

Wenn die Stiftung Warentest…

Der Vorwurf der Matratzenbranche, der Fachverband Matratzen-Industrie gegen die Stiftung Warentest lautet, sie würde vorsätzlich falsche Testergebnisse veröffentlichen, ihr Gütesiegel verkaufen und Verbraucher damit in die Irre führen.

Das ist ein gewichtiger Vorwurf gegen die ehrwürdige Stiftung Warentest, eine urdeutsche Institution. Die Stiftung Warentest steht eigentlich als gemeinnützige Verbraucherorganisation seit 1964 für unvoreingenommene Verbraucherinformation über die Qualität von Produkten.

Jetzt wirft ein großer Industrie-Dachverband dieser Stiftung Warentest vor, Verbraucher in die Irre zu führen, indem sie ihr Prüfsiegel verkauft und damit zu allem Überfluss die Preise in die Höhe treibt. Dieser Vorwurf – egal wie begründet oder unbegründet er ist – könnte das Vertrauen der Kunden in Stiftung Warentest und vielleicht auch in das System der Prüfsiegel insgesamt erschüttern. Denn nicht nur die Stiftung Warentest lässt sich ihren Test bezahlen. Auch andere Prüfsiegel wie das vom TÜV für Webseiten oder ähnlichem, erhalten Hersteller und Händler nicht umsonst. Diese Entwicklung könnte also für viel Bewegung im E-Commerce sorgen und Kundenbewertungen weiter ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.

Was bedeutet der Streit für den E-Commerce?

Die Online Branche ist noch stärker auf vertrauensbildende Elemente wie Bewertungen oder Prüfsiegel angewiesen, als der stationäre Einzelhandel. Im Ladenlokal können Kunden die Ware persönlich in Augenschein nehmen oder sogar testen. Das ist im E-Commerce umso wichtiger, gerade bei sehr teurer Ware. Gerade Artikel wie Matratzen sind im E-Commerce schwierig. Denn anders als beispielsweise ein Markenartikel, bei dem Verbraucher der Marke viel Vertrauen entgegen bringen, entscheiden Tests über die Entscheidung, wenn Kunden beispielsweise ein Wasserbett kaufen wollen.

In einem solchen Fall entscheiden Prüfsiegel und Kundenbewertungen über die Wahl eines Verbrauchers, welche Ware er kaufen möchte. Bislang haben viele Hersteller auf Prüfsiegel gesetzt, weil diese nicht nur subjektive Kundenerfahrungen weitergeben, sondern auch ein Urteil anhand von objektiven Testergebnissen ermöglichen. Aber möglicherweise sind die Testergebnisse der Stiftung Warentest gar nicht so objektiv, sondern haben dazu geführt, dass die Testergebnisse sehr teure, nicht sehr gute Matratzen bevorzugen.

Händler müssen sich positionieren

Wenn Kunden das Vertrauen in Prüfsiegel verlieren, dann bedeutet es, dass der Händler seinen Kunden andere Entscheidungshilfen an die Hand geben muss. Hier sind Kundenbewertungen ein probates Mittel. Sie können zwar keine objektiven Testergebnisse widerspiegeln, aber die Masse an Bewertungen kann dies unter Umständen ersetzen. Ein Online-Shop-Betreiber muss seine Bewertungen nun möglichst gut und übersichtlich strukturieren, damit Kunden auch ohne Prüfsiegel möglichst einfach die Informationen finden können, die sie suchen. Kundenbewertungen können hierfür kategorisiert und entsprechend der Informationen systematisiert werden.

So könnte ein Kunde beispielsweise gezielt nach Bewertungen über den Härtegrad einer Matratze, die Lieferung oder die Langlebigkeit der Matratze suchen und die Informationen so finden. So helfen Kundenbewertungen noch besser, die richtige Kaufentscheidung zu treffen.

 

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