Daumen hoch für weniger Sterne

Wenn es um Kundenbewertungen im Internet geht, haben sich bis heute im Wesentlichen drei verschiedene Systeme entwickelt. Die älteste, und bis heute bei deutschen Unternehmen wahrscheinlich verbreitetste Variante ist das Sternesystem. Neuer ist das System mit dem Daumen hoch oder Daumen runter (obwohl die negative Bewertungsmöglichkeit nicht immer angeboten wird), sowie die Bewertungen mit verschiedenen Emojis.

Die altbekannten fünf Sterne

Die erste Variante, die sich im Internet durchgesetzt hat, waren die Bewertungen anhand eines Sternesystems. Zu Beginn waren oft noch die Systeme von 10 Bewertungsstufen anzutreffen. Entweder konnten zehn ganze Sterne ausgefüllt werden oder nur fünf, dafür aber in halben Schritten. Die Systeme mit zehn Sternen wurden zwischenzeitlich fast überall aufgegeben und heute gibt es bei dem Sterne-System fast nur noch fünf Bewertungsoptionen.

Die Bewertungen mit Emojis

Dieser alten Variante der Kundenbewertungen steht die neueste Form der Bewertungen mit Emojis gegenüber. Diese sind bisher im Rahmen von Kundenbewertungen noch nicht sehr weit verbreitet, setzen sich aber bei Sozialen Medien oder Nachrichtenportalen immer weiter durch.

Die Nutzer können auf verschiedene Posts oder Nachrichten mit verschiedenen Emojis reagieren. Facebook hat seinen berühmten Like-Button mit diesen Emojis erweitert. Zuerst schaffte Facebook die „Dislike“-Funktion in seinem Netzwerk ab, um Mobbing zu unterbinden. Hierdurch mussten Nutzer auf jeden Post, auf den sie mit einem Klick reagieren wollten mit einem „Like“ reagieren. Das führte zu der unschönen Situation, das Nutzer auf eine traurige Nachricht mit „gefällt mir“ reagieren mussten. Um hier mehr Optionen anzubieten setzt Facebook heute auf sechs verschiedene Emojis für verschiedene Emotionen, die ein Post auslösen kann.

Auch wenn dieses Bewertungssystem im Bereich von Kundenbewertungen noch nicht weit verbreitet ist, eröffnen sich mit dem System ganz neue und kreative Möglichkeiten. Besonders im Lifestyle-Segment könnten Nutzer mit solchen Emojis – die nicht aussehen müssen – auf Produkte reagieren. So können auf einfache Weise „Daumen hoch“ Emojis, Herzchen, zweifelnde Gesichter und vieles mehr eingebunden werden. Ein solches Bewertungssystem mit Emojis ist ein spannendes und unterhaltsames Konstrukt für einen Online Shop, um sich von der Konkurrenz abzuheben.

Der Trend geht zum einfachen Daumen

Im Bereich der Kundenbewertungen hinken deutsche E-Commerce Händler anderen Nationen hinterher. Fast ausnahmslos setzen alle auf das System mit den fünf Sternen – obwohl es sich sowohl in der Praxis wie in Studien zeigt, dass es sich hierbei um ein sehr ineffektives System handelt. Daher setzten international immer mehr Akteure im E-Commerce auf ein Daumen-System.

Das Problem bei den Bewertungen ist vor allem, dass die abgestuften Bewertungsmöglichkeiten eine Objektivität vorgaukeln, wo keine gegeben ist. Viele Waren lassen sich gar nicht so ausgewogen bewerten. Ein einfaches Produkt wie Flip Flops brauchen keine fünf verschiedenen Bewertungsmöglichkeiten. Sind die Flip Flops bequem? Ja, dann Daumen hoch. Nein, dann Daumen runter.

Das Sternesystem hat das Problem, dass die meisten Kunden ein Produkt nur dann bewerten, wenn sie mit diesem, starke Emotionen verbinden. Entweder sind sie vollkommen überzeugt oder sehr enttäuscht.

Das Daumensystem reduziert eine Kundenbewertung auf eine ganz einfache Interaktion und eine klare Botschaft: Der Kunde war entweder zufrieden mit dem Produkt oder nicht. Diese einfache Bewertung macht sich auch bei den Interaktionsraten bemerkbar. Ein bekannter Streaming-Anbieter hat bei A/B-Tests festgestellt, dass 200% mehr Nutzer eine Bewertung abgaben, wenn ihnen statt der Sterne ein Daumen-System angeboten wurde.

Vor allem bei Produkten oder Dienstleistung, die, wie beispielsweise ein Containerverleih, einen ganz bestimmten Zweck erfüllen und bei denen Kunden nicht bei ihrer Bewertung zwischen mehreren unterschiedlichen Aspekten abwägen müssen, sind Sterne Bewertungen unnötig kompliziert. Sie eignen sich bei Produkten wie einer Stereoanlage, bei denen eine Gesamtbewertung aus Kriterien wie Optik, der Wiedergabe von Höhen und Tiefen, der Klangqualität, der Nutzerfreundlichkeit und vielem anderen, zustande kommt.

 

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