5.8 Verifikation und Falsifikation

In diesem Kapitel werden die in Abschnitt 5.2 aufgestellten Hypothesen beantwortet, damit im nachfolgenden Kapitel Handlungsempfehlungen für Unternehmen gegeben werden können. Zunächst werden die Hypothesen nacheinander überprüft, während am Ende des Abschnittes auf die Forschungsfrage eingegangen wird.

1. Hypothese

Die Bewertungsanzahl und die Reputation von Unternehmen werden durch Maßnahmen / Anreizsysteme für Bewertungen gesteigert. (Dabei spielt die Art der Maßnahme keine Rolle)

Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie hat sich herausgestellt, dass dieser Hypothese  zugestimmt werden kann. Wie die Abbildung 12 zeigt, konnte mit jedem Anreizsystem, mit Ausnahme von der Maßnahme „E-Mail“, im Durchschnitt eine höhere Anzahl an Bewertungen erzielt werden, als dies bei dem Einsatz keiner Maßnahme der Fall war. Da die Mehrheit der Maßnahmen eine höhere Anzahl an Bewertungen generieren konnte, lässt sich feststellen, dass Maßnahmen / Anreizsysteme für Bewertungen die Bewertungsanzahl und dadurch auch die Reputation eines Unternehmens steigern.

2. Hypothese

Ein Standardaufsteller mit Bewertungsbögen auf dem Empfangstresen, im Wartezimmer oder an der Kasse eines Unternehmens bringt eine höhere Bewertungsanzahl mit sich, als dies bei Betrieben der Fall wäre, die keinen Standardaufsteller aufgestellt haben.

Diese Hypothese kann ebenfalls bestätigt werden. Aus den Studienergebnissen lässt sich feststellen, dass mithilfe eines Standardaufstellers in jedem Unternehmen mindestens eine Bewertung generiert werden konnte und somit eine höhere Bewertungsanzahl, als ohne eine Maßnahme (vgl. Tabelle 5), erhalten wurde.

3. Hypothese

Durch einen Süßwarenspender neben dem Standardaufsteller werden mehr Bewertungen generiert, als durch einen Standardaufsteller.

Diese Annahme lässt sich laut den Durchschnittswerten widerlegen (vgl. Abbildung 12). Allerdings ist diese Widerlegung kritisch zu betrachten, da der Friseur durch den Süßwarenspender eine höhere Anzahl an Bewertungen generieren konnte, als mit dem Standardaufsteller (vgl. Abbildung 5 & 6). Im direkten Vergleich der Betriebe, die an der Maßnahme mit dem Süßigkeitenspender und dem Standardaufsteller teilgenommen haben (Zahnarzt 4,5,6, Friseur, Restaurant und Kanzlei), haben alle Betriebe außer der Friseur eine niedrigere Bewertungsanzahl bei der Maßnahme mit dem Süßwarenspender im Vergleich zu der Maßnahme „Standardaufsteller“ erhalten. Allgemein betrachtet haben manche Betriebe eine Bewertung pro Monat durch den Süßwarenspender erhalten, ebenso haben einige Unternehmen eine Bewertung pro Monat mit den Standardaufsteller bekommen. Jedoch haben auch manche Unternehmen keine Bewertung mit dem Süßwarenspender generieren können und somit weniger Beurteilungen als mit einem Standardaufsteller erhalten. Nur im Fall des Friseurs ist eine höhere Anzahl mit dem Süßwarenspender generiert worden. Dieser Fall trat bei dieser Maßnahme bei den anderen Probanden nicht auf. (vgl. Abbildung 5 & 6) Daher ist, wie bereits in Kapitel 5.6 geschrieben wurde, ein Standardaufsteller eine bessere Option, als ein Süßwarenspender. Aufgrund des direkten Vergleichs der Betriebe und des Durchschnittswertes wird diese Hypothese nicht bestätigt.

4. Hypothese

Durch einen kleinen Award neben dem Standardaufsteller lassen sich mehr Bewertungen generieren als mit einem Süßwarenspender oder nur einem Standardaufsteller.

Mithilfe der Ergebnisse lässt sich auch diese Hypothese widerlegen. Abbildung 12 stellt dar, dass der durchschnittliche Wert dieser Maßnahme unter dem des Süßwarenspenders und dem des Standardaufstellers liegt. Jedoch ist auch hier eine kritische Betrachtung notwendig, da „Zahnarzt 7“ mithilfe des kleinen Awards eine sehr hohe Bewertungsanazahl generieren konnte (vgl. Abbildung 7). Da dieser Zahnarzt aber nicht bei der Maßnahme des Süßwarenspenders teilgenommen hat, ist ein Vergleich der beiden Maßnahmen nicht möglich. Jedoch ist ein Vergleich mit dem Ergebnis des Standardaufstellers möglich. Hierbei hat „Zahnarzt 7“ eine geringere Anzahl an Beurteilungen durch den Standardaufsteller, als mithilfe des kleinen Awards. Somit ist bei diesem Unternehmen die Hypothese zu bestätigen (vgl. Abbildung 5,6 & 7).

Der Durchschnittswert des kleinen Awards in der Branche der Zahnärzte liegt ebenso wie der Wert des Süßwarenspenders bei 1. Auch der durchschnittliche Wert im Bereich Restaurant ist bei dem Vergleich der Maßnahmen „kleiner Award“ und „Süßwarenspender“ identisch. Somit lässt sich lediglich beim Friseur und bei der Kanzlei eine höhere Bewertungsanzahl mithilfe des Süßwarenspenders im Vergleich zum kleinen Award feststellen. Ein Vergleich dieser beider Maßnahmen ist nur bedingt möglich, da nicht alle Unternehmen bei der Maßnahme des Süßwarenspenders teilgenommen haben. Der Vergleich der Maßnahme des kleinen Awards mit dem Standardaufsteller zeigt, dass der Standardaufsteller in allen Bereichen eine höhere Bewertungsanzahl zur Folge hatte, als der kleine Award. (vgl. Abbildung 11) Somit ist diese Hypothese nicht zu bestätigen, da der Standardaufsteller bei dem Großteil der Probanden eine höhere Bewertungsanzahl eingebracht hat, als der kleine Award (vgl. Abbildung 5 & 7) und auch der Süßwarenspender bei der Mehrheit der Betriebe zu Beurteilungen geführt hat (vgl. Abbildung 6), während der kleine Award nur wenige Beurteilungen herbeigeführt hat (vgl. Abbildung 7). Wie bereits in der Diskussion deutlich wurde, hat ein kleiner Award im Vergleich zu dem Standardaufsteller und dem Süßwarenspender nur eine geringe Anzahl an Bewertungen hervorgerufen und ist somit kein Anreiz für eine Bewertung.

5. Hypothese

Ein großer Award bringt im Vergleich zu einem kleineren Award, einem Süßwarenspender oder nur einem Standardaufsteller eine größere Anzahl an Bewertungen ein.

Laut dem Durchschnittswert ist die aufgestellte Hypothese widerlegt worden (vgl. Abbildung 12). Jedoch ist auch hier die Widerlegung kritisch zu betrachten, da die Branche des Friseurs mithilfe des großen Awards mehr Beurteilungen bekommen, als mit dem kleinen Award, dem Standardaufsteller oder dem Süßwarenspender. Der Bereich Zahnarzt und Kanzlei dagegen hat bei der Maßnahme des großen Awards einen Durchschnittswert von 0. (vgl. Abbildung 11) Die Abbildung 8 zeigt deutlich, dass nur sehr wenige Beurteilungen mithilfe des großen Awards erhalten wurden. Auch mithilfe des kleinen Awards konnten nur wenige Beurteilungen generiert werden. Im Vergleich dazu, konnten die Unternehmen mit dem Standardaufsteller und dem Süßwarenspender insgesamt mehr Bewertungen generieren, als mit einem großen Award. (vgl. Abbildung 5-6,8 & 12) In der Branche des Friseurs ist, wie bereits festgestellt wurde, diese Annahme zu bestätigen, da mit dem großen Award eine höhere Bewertungsanzahl erzielt wurde, als mit dem kleinen Award, dem Standardaufsteller oder dem Süßwarenspender (vgl. Abbildung 11). Alle anderen Bereiche haben mit den Maßnahmen „Standardaufsteller“, „Süßwarenspender“ und „kleiner Award“ mehr oder genauso viele Bewertungen generieren können, wie mit dem großen Award (vgl. Abbildung 5-8 & 11), weshalb hier die Hypothese nicht zu bestätigen ist. Dies ist auch schon in dem Abschnitt der Interpretation und Diskussion deutlich geworden. Ein großer Award bringt im Vergleich zum Standardaufsteller und dem Süßwarenspender eine geringe Anzahl an Beurteilungen und stellt somit lediglich im Bereich des Friseurs einem Anreiz für Bewertungen dar, ansonsten ist jedoch der Standardaufsteller oder der Süßwarenspender vorzuziehen.

6. Hypothese

Im Vergleich zu den bisher genannten Maßnahmen (Süßwarenspender, Awards in jeglichen Größen und einem Standardaufsteller), welche mit Offline-Bewertungen in Form von Fragebögen zusammenhängen, werden durch ein iPad mehr Beurteilungen generiert.

Diese Hypothese kann nicht bestätigt werden. Da an dieser Maßnahme lediglich „Zahnarzt 4“ und „Zahnarzt 6“ teilgenommen haben, sind auch nur diese beiden Unternehmen für diese Hypothesen zu berücksichtigen (vgl. Abbildung 9). Beide Betriebe konnten mit dem Standardaufsteller eine höhere Anzahl an Bewertungen verzeichnen, als mit dem iPad. „Zahnarzt 6“ hat noch dazu mit dem Süßwarenspender, dem kleinen Award und dem großen Award eine höhere Anzahl generieren können (vgl. Abbildung 5-9).

7. Hypothese

Das Versenden einer E-Mail mit der Bitte um eine Bewertungsabgabe führt zu einer höheren Anzahl an Bewertungen, als ein Standardaufsteller, ein Süßwarenspender, ein Award oder ein iPad.

Diese Hypothese kann nicht bestätigt werden, da diese Maßnahme keine Bewertungen generieren konnte (vgl. Tabelle 6) und somit den gleichen Wert wie die Maßnahme „keine Maßnahme“ aufweist (vgl. Tabelle 5 & Tabelle 6). Die generierten Bewertungsanzahlen durch den Standardaufsteller, dem Süßwarenspender und den beiden Awards waren höher als es bei dieser Maßnahme der Fall war (vgl. Abbildung 5-6 & Tabelle 6). Auch der Durchschnittswert zeigt einen niedrigeren Wert als bei einem Standardaufsteller, einem Süßwarenspender, einem kleinen bzw. großen Award und einem iPad (vgl. Abbildung 12).

8. Hypothese

Proaktives Bewertungsmanagement generiert die höchste Anzahl an Kundenmeinungen im Vergleich zu einem Award, Süßigkeitenspender, Aufsteller, E-Mail oder iPad.

Diese Hypothese ist ebenfalls widerlegt worden, denn der Durchschnittswert zeigt, dass der Standardaufsteller im Durchschnitt eine höhere Bewertungsanzahl pro Monat generiert und auch der Süßwarenspender zeigt den gleichen Wert wie das proaktive Bewertungsmanagement (vgl. Abbildung 12).

Nachdem die aufgestellten Hypothesen beantwortet worden sind, wird im Folgenden die Forschungsfrage, die dieser Bachelorarbeit zu Grunde liegt beantwortet. Diese lautet: „Welche Maßnahmen / Anreizsysteme müssen Unternehmen einsetzen, um ihre Bewertungsanzahl und die damit verbundene Reputation zu steigern?“. Erstmal ist anzumerken, dass jede Maßnahme laut dem Durchschnittswert, außer der E-Mail, eine Steigerung der Bewertungsanzahl im Vergleich zu keiner vorhandenen Maßnahme bewirkt und somit die Reputation steigert. Dabei gibt es jedoch Maßnahmen, die eine höhere Bewertungsanzahl zur Folge haben als andere. So bewirken vor allem der Standardaufsteller, der Süßwarenspender und das proaktive Bewertungsmanagement einen höheren Durchschnittswert pro Monat, als der kleine und große Award, das iPad sowie das Versenden einer E-Mail oder keine Maßnahme. (vgl. Abbildung 12)

Werden die Maßnahmen im Einzelnen betrachtet fällt auf, dass lediglich der Standardaufsteller bei jedem Unternehmen innerhalb eines Monats Beurteilungen hervorgerufen hat, während die anderen Maßnahmen nur bei einem Teil der Probanden zu Bewertungen führten (vgl. Abbildung 5-10 & Tabelle 6). So hat der Süßwarenspender bei 4 von 6 Unternehmen Beurteilungen generieren können (vgl. Abbildung 6), während der kleine Award bei 4 von 12 Betrieben (vgl. Abbildung 7) und der große Award bei 3 von 12 Unternehmungen Bewertungen zu verzeichnen hatte (vgl. Abbildung 8). Das iPad hat bei 1 von 2 Unternehmen (vgl. Abbildung 9) und die E-Mail keine Kundenmeinungen verzeichnet (vgl. Tabelle 6). Die letzte Maßnahme, bestehend aus dem proaktiven Bewertungsmanagement, konnte bei 3 von 12 Betrieben Bewertungen auslösen (vgl. Abbildung 10). Somit stellt nach dieser Betrachtungsweise lediglich der Standardaufsteller für alle Unternehmen ein Anreizsystem für die Kunden dar um Bewertungen zu erhalten, während die anderen Maßnahmen je nach Zielgruppe und Betrieb zu Beurteilungen führen oder eben nicht. Die Maßnahmen unterschieden sich auch hinsichtlich der Branchen. So hat der Betrieb „Friseur“ bei allen Maßnahmen, außer dem kleinen Award, eine hohe Anzahl an Beurteilungen generieren können. Das Unternehmen „Restaurant“ hat vor allem beim Standardaufsteller und proaktiven Bewertungsmanagement Bewertungen verzeichnen können, während die anderen Maßnahmen eher geringe Bewertungsanzahlen einbrachten (vgl. Abbildung 11). „Kanzlei“ und sämtliche Zahnarztpraxen konnten ebenfalls beim Standardaufsteller Kundenmeinungen sammeln, wobei bei den anderen Maßnahmen ebenfalls nur sehr wenige bis keine Beurteilungen erhalten werden konnten (vgl. ebd.).

Aufgrund der Daten aus der Studie und den gewonnen Erkenntnissen lassen sich nun im folgenden Kapitel Handlungsempfehlungen aussprechen.

Kapitel 5.7

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 5.9